ewp_042022

großen Hilfsbereitschaft, etwa durch Feuerwehr, THW, DRK, Bundeswehr und von Unternehmen und Fachberatern der Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie von Verbänden. Allerdings habe der Überblick über vorhandene, geeignete und benötigte Ressourcen gefehlt. Potenziale eines Netzwerks Wasser Die BBK-Expertin schlug deshalb vor, ein erweitertesNetzwerk zur effizienten Bewältigung und Vorsorge proaktiv einzurichten, um Kenntnisse zu verstaatlichen, private Ressourcen zu teilen und in solchen, sich zuspitzenden Situationen schneller agieren zu können. DieAufgabenundPotenziale eines sogenannten „Netzwerks Wasser" zur Krisenvorsorge und Krisenbewältigung sind laut Wienand: • BeantwortungvonFachfragenzuden Themen Wasserver- und Abwasserentsorgung; • Vermittlungsfunktionzubetroffenen Infrastrukturbetreibern; • an die Lage angepasste Entsendung vonFachexpertennachAnforderung; • Erkundung, Situationsanalyse und Erstellung eines Lagebilds; • Situationsbewertung und Prognose der Lageüentwicklung; • Beratung der Einsatzleitung hinsichtlich notwendiger und geeigneter Maßnahmen; • Vermittlung von Unterstützungsangeboten (staatlich, privat), wie etwa Ressourcen zur Maßnahmendurchführung oder weiterführenden Experten durch umfangreiches Netzwerk; • Konzeptionierung von geeigneten Maßnahmen zur Vorlage bei der Einsatzleitung; • Übungen und Trainings von Krisenmanagement und Reallagen. Dabei gelte es, die besondere Situation von kleineren Versorgungsunternehmen zu bedenken. Diese seien häufig aufgrund ihrer Personalsituation gar nicht in der Lage, Verbindung zu übergeordneten Krisenstäben zu halten. Deshalb sei es sinnvoller, dass ein Vertreter des Krisenstabs beim Versorger vor Ort ist und so die Informationsflüsse aufrechterhält, so Winand. Nationale und internationale Resilienzstrategien im Aufbau Neben diesen lokalen Strategien erläuterte die BBK-Expertin auch die aktuellen nationalen und internationalen Bestrebungen bei der Bewältigung von Krisen und Katastrophen. So soll auf europäischer Ebene Ende des Jahres eine Richtlinie für resiliente, kritische Infrastrukturen final abgestimmt sein. Auf Bundesebene befinde sich derzeit ebenfalls eine entsprechende Resilienzstrategie in Abstimmung. Zudem verwies Wienand auf ein schon heute verfügbares BBK-Programm mit vielfältigen Schulungen und weiteren Veranstaltungen für Kommunen und politische Entscheidungsträger. Allerdings gab Wienand zu bedenken, dass man sich bei diesen Initiativen im Bereichder Freiwilligkeit befinde. Umhier schneller voranzukommen, sei wohl ein Nachlegen auf regulatorischer Ebene erforderlich. Auch beim DVGW will man jetzt alle Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten, zukunftsgerichteten Strategien hinsichtlich einer resilienten Infrastruktur sammeln. Aus Sicht von Dr. Wolf Merkel müsse es nun Ziel sein, aus den Erfahrungen der Katastrophe von Juli 2021 eine bundesweite Plattformaufzubauen und zu betreiben, die dann im Bedarfsfall von betroffenen Regionen genutzt werden kann. Ein Element dieser Plattform könnte beispielsweise die Expertenplattformsein, die die wasserwirtschaftlichen Verbände eigens für dasHochwasser ander Ahr und der Erft eingerichtet hatten. Diese wurde von den Betroffenen während der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer als hilfreich erachtet, so der Tenor derDiskursteilnehmerinnenund -teilnehmer. 15-Punkte-Plan des Landes NRW Übergeordnete Bestrebungen für einen wirkungsvolleren Katastrophenschutz und eine resilientere Infrastruktur hat auch das betroffene Bundesland Nordrhein-Westfalen kürzlich in Formeines 15-Punkte-Plans zum Katastrophenschutz der Zukunft vorgelegt: Der vom Kompetenzteam Katastrophenschutz erarbeitete Abschlussbericht formuliert Empfehlungen, wie sich der nordrheinwestfälische Katastrophenschutz neu aufstellen könnte. Spätestens dieses historische Ereignis habe allen vor Augen geführt, dass der Katastrophenschutz einen hohen Reformbedarf in Strukturen, Prozessenund gesetzlichen Regelungen aufweiset, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung des Berichtes. „Das Bewusstsein für Katastrophen und damit auch für die Notwendigkeit, einen leistungsfähigen Katastrophenschutz zu unterhalten, muss wieder Teil der gesellschaftlichen DNA werden.“ Als Fazit formuliert das Kompetenzteam, dem insgesamt 13 Experten aus verschiedenen Organisationen und Verbänden angehörten, insbesondere drei übergeordnete Problembereiche: Katastrophen verlässlicher vorhersagen, Warnungen verbessern und die Kräfteverteilung optimieren. W Quelle: Schmidt/DVGW CERT GmbH 11 energie | wasser-praxis 04/2022

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