ewp_042022

weitgehend auf Basis fossiler Ressourcen gedeckt – dies zu ändern und die Methanol-Herstellung klimaneutral zu machen, ist eine der zentralen Herausforderungen. Allerdings ist die Herstellung von grünem oder erneuerbarem Methanol, das auch häufig als E-Methanol bezeichnet wird, auf vielfältige Weise möglich. Das Unternehmen Carbon Recycling International beispielsweise hat einen industriellen Prozess entwickelt, umMethanol aus Kohlendioxid zu gewinnen. Die Wacker Chemie AG strebt in Burghausen zusammen mit Linde eine Syntheseanlage an, die 15.000 t E-Methanol pro Jahr liefern soll. Das Projekt heißt Rhyme Bavaria. Mit der Synthese von H2 und CO2 sollen die CO2-Emissionen in der Produktion um 80 Prozent gesenkt werden. Einige Schritte weiter ist bereits der Leipziger Dienstleister bse Engineering: Die Ingenieure haben eine Anlage gebaut, die flexibel mit einer Reaktionszeit von weniger als 30 Sekunden betrieben werden kann. Bedeutet: Hier kann auf die schwankende Leistung aus erneuerbaren Energienbei derWasserstoff-Elektrolyse reagiert werden. International gibt es reichlich Bestrebungen, sauberes Methanol herzustellen: Vorreiter sind etwa chinesische Unternehmen, die Anlagen zur Methanol-Herstellung auf Basis von Solarenergie vorbereiten. In Skandinavien entsteht günstiges E-Methanol als Abfallprodukt aus der Papierherstellung. Auf Island dient die üppig verfügbare Geothermie als Basis für die Herstellung von grünem Methanol, etwa für den Verkehrssektor. Von Bedeutung bei der regenerativen Synthese vonMethanol ist, dass das für dieMethanolproduktion verwendete CO2 entweder sowieso in die Atmosphäre emittiert werden würde, beispielsweise in der Zementindustrie, und somit durch die Methanolsynthese eine erneute Nutzung des CO2 in Form eines flüssigen Energieträgers erfolgt oder dass das für die Methanolsynthese verwendete CO2 aus der Atmosphäre entnommen wurde, entweder technologisch über Direct Air Capture-Technologienoder über Biomasse. AuchdieProduktionvonhochreinemMethanol aus Hausmüll ist wirtschaftlich möglich, wie dies bei dem kanadischen Unternehmen Enerkem in industriellem Maßstab gemacht wird. EinGroßteil des Biomethanols wird derzeit aus Biomasse produziert. BioMCN aus den Niederlanden hat eine Produktionskapazität von über 60.000 t pro Jahr an erneuerbarem Methanol, überwiegend aus Biomasse. Namhafte Firmenwie Siemens Energy, Thyssenkrupp, Cemex, Holcim, BASF, Alfa Laval, Total Energies, Maersk, Proman, MAN Energy Solutions, Geely und Celanese sind aktuell in großvolumige Projekte zur Produktionoder Nutzung von erneuerbaremMethanol involviert. Energieträger für kritische Infrastrukturen Methanol, zumal grünes Methanol, wird nach Ansicht des Autors künftig deutlich an Bedeutung gewinnen: alsWasserstoffträger, aber auch zur Nutzung in Brennstoffzellen oder in der Mobilität.MitMethanol betriebeneWasserstoffBrennstoffzellen, wie sie von SIQENS hergestellt werden, ergänzendieNutzung von Solarenergie und Batteriespeichern ideal. Gerade Dieselgeneratoren können so in kritischen Infrastrukturen ersetzt werden – mit hohem Impact für die CO2-Emissionen. Ein nahezu ideales Einsatzgebiet für entsprechende Brennstoffzellen bietet der gesamte Sektor der kritischen Infrastruktur sowie des Katastrophenschutzes. Die Hochwasser- und Flut-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 hat wieder einmal verdeutlicht, wie relevant mobile, dezentral verfügbare Energieversorgung ist, um beispielsweise eine Notstrom- oder Trinkwasserversorgung aufzubauen. Bislang werden in diesem Bereich Dieselaggregate eingesetzt – allerdings muss auch hier auf die Reduktion von Emissionen aller Art geachtet werden. Diese Aggregate haben neben dem Problem hoher CO2-Emissionen auch Lärmemissionen zur Folge und müssen aufwendig gewartet werden. Hinzu kommt eine Kraftstoffproblematik, die kaum bekannt ist. Im Jahr 2015 stellte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in einer Analyse zuNetzersatzanlagen fest, dass bei 60 Prozent der Anlagender gelagerte Brennstoff nichtmehr verwendbar war. Der Hintergrund ist: Heutiger Diesel der NormDIN590wird laut Biokraftstoffgesetz mit sieben Prozent Fettsäuremethylester veredelt. Doch dieses Gemisch ist für einen Verbrauch innerhalb von 90 Tagen ausgelegt. Be28 energie | wasser-praxis 04/2022 O R G A N I S A T I O N & M A N A G E M E N T

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