ewp_042022

Szenarien 3b und 3c können durch die Reduzierung des Turnus Leckagen frühzeitig vor ihrem Sichtbarwerden erkannt und behoben werden. Hierdurch reduziert sich die mittlere Laufzeit einer Leckage an Leitungssegmenten der Priorität 3 auf 44 Tage (Szenario 3b) bzw. auf 22 Tage (Szenario 3c). Dies spiegelt sich in der Verringerung der Wasserverluste umbis zu 26,86 Prozent (Szenario 3c) wider. Die Kosten, welche durch die Anschaffung der zusätzlichen GPL und durch die erhöhten Personalkosten im Zuge der vermehrtenUmpositionierung der GPL entstehen, nivellieren sich in Szenario 3a mit den reduzierten Wasserverlustkosten. In den Szenarien 3b und 3c wird sogar eine deutliche Reduzierung der Gesamtkosten von bis zu 21,98 Prozent bewirkt. Somit ist Szenario 3 das kosteneffizienteste Szenario, bei demdieWasserverlustemit verhältnismäßig geringem Aufwand derart verringert werden konnten, dass dies auch zu einem Rückgang der Gesamtkosten geführt hat. Zusammenfassung Im Rahmen des durch die E.ON SE geförderten F&E-Projektes wurde ein Excel-basiertes Entscheidungsunterstützungssystem entwickelt, mit dessen Hilfe sowohl eine Rohrnetzbewertung durchgeführt werden kann, umneuralgische Leitungssegmente zu identifizierenundnachÜberwachungsprioritäten einzuteilen, als auch eine technischwirtschaftliche Szenarienbewertung erstelltwerdenkann, umnetzspezifisch die Betriebsweise von Geräuschpegelloggern zu prüfen und zu optimieren. Durch eine Variation verschiedener Eingangsgrößen ist es dem Anwender möglich, in den Szenarien verschiedene unternehmensspezifische Fragestellungen zu beantworten: • Lohnt sich ein Einsatz vonGPL überhaupt oder werden die Leckagen aufgrund der Bodenverhältnisse sichtbar, bevor sie durch GPL detektiert werden? • Wo soll ich die GPL am besten positionieren? Und sind die GPL an den richtigen Stellen verbaut worden? • Wo machen permanent installierte GPL undwo der Einsatz vonmobilen GPL Sinn? • Wie oft sollte man mobile GPL umpositionieren? • Wiewirkt sichderMessturnus auf die Wasserverluste aus? • Was ist das kosteneffektivste Szenario? Im Rahmen der Fallstudie der Leitungspartner GmbH konnte aufgezeigt werden, dass unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen Bedingungen sowohl eine Erhöhung des Anteils permanent verbauterGeräuschpegellogger (Szenario 1) als auch eine Erhöhung der Messdauer bei mobilen GPL (Szenario 2) nicht den gewünschten Effekt zeigen. Zwar lassen sich auch im Szenario1dieWasserverluste deutlich senken, jedoch nicht auf eine wirtschaftlich verhältnismäßige Weise. In Szenario 3 konnte jedoch aufgezeigt werden, dass sich durch eine Verringerung des Überwachungsturnus der mobilenGPL und damit einhergehende häufigere Umpositionierung Leckagen frühzeitiger erkennen und beheben lassen. Die Wasserverluste können durch verringerte Laufzeiten von Leckagen deutlich gesenkt werdenunddabei gleichzeitig die Gesamtkosten (Loggerkosten + Wasserverlustkosten) verringert werden. Auch wenn somit ein möglichst geringer Überwachungsturnus empfehlenswert ist, wird bei der Festlegung des Überwachungsturnus diePersonalverfügbarkeit für die Umpositionierung der GPL der limitierende Faktor sein. Es konnte demonstriert werden, dass GPL bei geeigneter Betriebsweise ein wichtiger Baustein sind, umWasserverluste zu reduzieren bzw. niedrigzuhalten. Die Auswahl der geeigneten Betriebsweise der GPL bleibt eine stark unternehmensindividuelle Entscheidung unter Berücksichtigung der Standortbedingungen (z. B. Bodenverhältnissen, Netzstruktur), ergänzender Maßnahmen des Wasserverlustmanagements (z. B. Rehabilitation, Druckmanagement) und weiterer Faktoren. Danksagung Besonderer Dank gilt E.ON SE für die Förderung des Forschungsprojektes sowie den teilnehmenden Praxispartnern ENERGIERIED GmbH & Co. KG, Leitungspartner GmbH und Stadt Zürich Wasserversorgung für die Bereitstellung von Daten und dem Test des DSS-Tools. W Literatur [1] DVGW-Merkblatt W 403: Entscheidungshilfen für die Rehabilitation von Wasserverteilungsanlagen, Ausgabe 04/2010. [2] Art. 4 Richtlinie (EU) 2020/2184 des europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, idF des Amtsblattes der Europäischen Union vom 23. Dezember 2020. [3] Lambert, A., Brown, T. G., Takizawa, M., Weimer, D.: A Review of Performance Indicators for Real Losses from Water Supply Systems, in: Journal of Water Supply: Research and Technology - AQUA, Ausgabe 2/1999, S. 227–237. [4] DVGW-Arbeitsblatt W 392: Wasserverlust in Rohrnetzen; Ermittlung, Wasserbilanz, Kennzahlen, Überwachung, Ausgabe 09/2017. [5] Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) (Hrsg.): Guidelines for Water Loss Reduction – A Focus on Pressure Management, Eschborn 2011. Martin Offermann ist stellvertretender Bereichsleiter Wasserökonomie & Management am IWW ZentrumWasser in Mülheim an der Ruhr. Dr. Angelika Becker ist Bereichsleiterin Wassernetze am IWW ZentrumWasser in Mülheim an der Ruhr. Volker Diekemper ist Leiter Betrieb Netze bei der Leitungspartner GmbH in Düren. Kontakt: Martin Offermann IWW ZentrumWasser Moritzstr. 26 45476 Mülheim an der Ruhr Tel.: 0208 40303-342 E-Mail: m.offermann@iww-online.de Internet: www.iww-online.de Die Autoren 43 energie | wasser-praxis 04/2022

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