DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

zeitpunkte in die Berechnung einbezogen. Das entspricht einer Kumulation der jährlichen Kosten ohne Abzinsung. Ein Vergleich der Szenarien zeigt, welche kostenseitigen Unterschiede sich bei einer Anpassung der Verteilnetze auf 20, 30 bzw. 100 Vol.-% H₂-Tauglichkeit ergeben. Abbildung 2 stellt die erforderlichenMehrinvestitionen für die Transformation der gesamten deutschenGasinfrastruktur inklusive der Gasanwendungstechnologien (ohne Industrie) dar. Die Höhe der innerhalb des Betrachtungszeitraumes (2021–2045) kumulierten Mehrinvestitionen liegt je nach Transformations-Szenario im Bereich zwischen 31 und 59 Mrd. Euro. Das entspricht einer Steigerung von 16 bis 30 Prozent gegenüber den Investitionskosten im Benchmark-Szenario (gesamt: 194 Mrd. Euro), welches als Referenz-Szenario dient und ausschließlich reguläre, alterungs- und verschleißbedingte Erneuerungsmaßnahmen für den Erhalt des bestehendenGassystems im gleichen Zeitraum berücksichtigt. Der Aufbau des Wasserstoffnetzes in der Netzebene FNB/UGS erfordert bis zum Jahr 2045 Mehrinvestitionen in Höhe von 14 Mrd. Euro, wodurch fast drei Mal so hohe Kosten wie im Benchmark-Szenario FNB/UGS anfallen. Davon werden etwa 5 Mrd. Euro für den Neubau von 2.300 km Wasserstoffleitungen benötigt. Insgesamt 9 Mrd. Euro entfallen auf die Umstellung und Anpassung von 11.000 km bestehender Erdgasleitungen inklusive deren Hilfseinrichtungen (Armaturen, Verdichterstationen, Anlagen zur Gasdruckregelung und Gasmessung (GDRMA)) und der an das Wasserstoffnetz angebundenen Untergrundgasspeicher. Die Mehrinvestitionen für die Transformation der Netzebene VNB belaufen sich auf ca. 17 bis 44 Mrd. Euro innerhalb des Betrachtungszeitraumes, was einer Steigerung der Gesamtinvestitionskosten von 9 bis 24 Prozent gegenüber dem Benchmark-Szenario VNB entspricht. Wesentliche Einflussfaktoren auf die Höhe der Mehrinvestitionen sind die angestrebte Zielgröße der H₂-Tauglichkeit, die Anzahl an Anpassungsstufen sowie der Zeitpunkt für die Ertüchtigung der Netzebene VNB hin zur vollständigen H2-Readiness. Abbildung 2 verdeutlicht, dass die Mehrinvestitionen für die vollständige Ertüchtigung der Netzebene VNB auf 100 Vol.-% H₂-Tauglichkeit (VNB-Szenario 3 & 4) mit 17 bzw. 23 Prozent nur geringfügig höher sind im Vergleich zu den Mehrinvestitionen für die Erreichung von 30 Vol.-% H₂-Tauglichkeit (VNB-Szenario 3). Der Grund dafür besteht in den durchzuführenden Anpassungsmaßnahmen, welche insbesondere bei den häuslichen Gasgeräten sowohl für die Erreichung von 30 Vol.-% als auch 100 Vol.-%H₂-Tauglichkeit erforderlich werden. Die Modellierungsergebnisse zeigen ebenfalls auf, dass die Anzahl an Anpassungsstufen zur Erhöhung der H₂-Tauglichkeit bis hin zu 100 Vol.-% in der Netzebene VNB Einfluss auf die Höhe der Mehrinvestitionen hat (Vergleich VNB-Szenario 3 & 4). Bei einer zusätzlichen Anpassungsstufe auf 20 Vol.-% H₂-Tauglichkeit steigen die Mehrinvestitionen innerhalb des Betrachtungszeitraumes geringfügig an, weil bestimmte Elemente des Gasverteilnetzes (wie z. B. Gaszähler und Mengenumwerter) dann bei der Umstellung auf 100 Prozent Wasserstoff von einem weiteren Austausch betroffen sind. Eine Wasserstoffbeimischung von 20 Vol.-% in das Gasverteilnetz ermöglicht allerdings auch ohne größere Anpassungsmaßnahmen und -kosten zeitnah eine teilweise Dekarbonisierung des Gassektors, insbesondere im End­ Benchmark-Szenario FNB/UGS & VNB Mehrinvestitionen in Mrd. Euro Gasinfrastruktur FNB/UGS Gasanwendungen FNB Gasinfrastruktur VNB Gasanwendungen VNB Gasmobilität VNB Szenario FNB/UGS & VNB-Szenario (Teilnetz-spezifisch Vol.-% HŠ-Tol.) Szenario FNB/UGS & VNB-Szenario ( Vol.-% HŠ-Tol. ) Szenario FNB/UGS & VNB-Szenario ( Vol.-% HŠ-Tol. ) Szenario FNB/UGS & VNB-Szenario ( Vol.-% HŠ-Tol. ) Szenario FNB/UGS & VNB-Szenario ( Vol.-% HŠ-Tol. ) Abb. 2: Mehrinvestitionen für die Transformation der deutschen Gasinfrastruktur inkl. Gasanwender (ohne Industrie) für den Zeitraum 2021–2045 Quelle: DBI 50 energie | wasser-praxis 09/2022 F O R S C H U N G & E N T W I C K L U N G

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