DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Nach Erscheinen der Bewertungsnorm ISO 4761 wurde diese mit den Anforderungen der im Rahmen der Machbarkeitsstudie erstellten Prüfanweisung verglichen. Vorgehensweise und Ergebnisse Die Vorgehensweise der Machbarkeitsstudiebei der PAUT-PrüfunganSchweißverbindungen vondünnwandigenRohren lässt sich in die folgenden Arbeitsschritte unterteilen: • Erstellung von Vergleichskörpern: Zur Justierung des Prüfsystems werden zunächst Vergleichskörper jeglicher Dimensionierung angefertigt. Diese sind mit vordefinierten Unregelmäßigkeiten (wie z. B. Nuten und Querbohrungen) versehen. • Schweißen von Proberohren: Je AbmessungwerdenanschließendProberohre geschweißt, welche gezielt mit Ungänzen versehen sind. Die eingebrachten Unregelmäßigkeiten (wie Poren, Risse und Bindefehler etc.) werdenunter Baustellenbedingungen erzeugt. Dabei kommen die SchweißverfahrenWIGund Lichtbogenhandschweißen zum Einsatz. • Durchführung der Durchstrahlungsprüfung: Die Durchstrahlungsprüfung andenProberohrenwirdgemäß DIN EN ISO 17637-1 durchgeführt, Unregelmäßigkeiten werden nach DIN EN ISO 10675-1 nach der Zulässigkeitsgrenze 2 bewertet. Die Durchführung erfolgt erneut unter Baustellenbedingungen. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für den Abgleichmit den folgenden Erkenntnissen aus der PAUT-Prüfung. • Erstellung einer Prüfanweisung und Programmierung eines Setups für PAUT: Im Vorhinein werden alle relevanten Einflüsse auf die Prüfung durch eine Prüfanweisung definiert. Somit können zuverlässig reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden. Die Programmierung eines Setups für das vorliegende Prüfsystemdient der Umsetzung der Prüfanweisung durch die Gerätetechnik. Dabei werden die Justierung und die Empfindlichkeit der Prüfköpfe vorgegeben. • Spezifikation eines Bewertungsschemas: Im Zuge des Vergleichs zur Durchstrahlungsprüfung werden Zulässigkeitsgrenzen definiert, die eine mindestens gleichbleibende Fehlerauffindwahrscheinlichkeit gewährleisten sollen. Hierfür werden Unregelmäßigkeiten aus den Probeschweißungenmit beidenVerfahrengeprüft und die Ergebnisse gegenübergestellt. Darauf basierend wird ein Bewertungsschema angelegt. • Durchführung der PAUT-Prüfung (Abb. 5): Die PAUT-Prüfung an den Schweißverbindungen der Proberohre erfolgt gemäß Prüfanweisung und Anwendung des Bewertungsschemas. • Vergleichende Aufbereitung der Prüfergebnisse: Die Ergebnisse beider Prüfverfahren werden ausgewertet und eventuelle Abweichungen nach einer Gegenüberstellung mittels Makroschliffen verifiziert. • Verifizierung zusätzlicher PAUT- und RT-Anzeigen durch Makroschliffe: Abweichungen zwischendenPrüfverfahren werden durch die Entnahme der betreffendenSchweißstellenunter Anfertigung eines Makroschliffs gemäß den Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes GW 350 bewertet. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird das Bewertungsschemaggf. angepasst. Bisherige Machbarkeitsstudien wurden an Rohr-Rohr-Verbindungen mit den DurchmessernDN100,DN150,DN200, DN 250 und DN 300 sowie an Rohr-Bogen-Verbindungen mit den DurchmessernDN250,DN200undDN150durchgeführt. Hinzu kommen die noch ausstehenden Rohr-Bogen-Verbindungen der Dimensionen DN 100 und DN 300. Im Rahmen der Untersuchungen ergaben sichwesentliche Vorteile der PAUTPrüfung gegenüber der Durchstrahlungsprüfung: Zum einen entfällt der Strahlenschutz, was eine Verbesserung der sogenanntneHSE (health, safetyand environment) zur Folge hat; zudem ist eine Unterbrechung der Baustellenarbeiten inder Prüfumgebungnichtmehr erforderlich. Zum anderen ergab sich eine verkürzte Prüfungsdauer bei gleichzeitig erhöhter Fehlerauffindwahrscheinlichkeit. Speziell flächige Unregelmäßigkeiten wie Bindefehler, ungenügende Durchschweißungen oder Risse konnten im Vergleich zur Durchstrahlungsprüfung besser detektiert werden, was durchMakroschliffe bestätigt wurde. Erklären lässt sich dieser Sachverhalt mit geringfügigen Dicken- und Dichteunterschieden, was Voraussetzung für eine Auffindung mittels Durchstrahlung ist. ImGegensatz dazu wurdenvereinzelte Porenvonder PAUTQuelle: GSI SLV Duisburg Abb. 5: Prüfung einer Schweißnaht mit bewusst eingebrachten Fehlern (Machbarkeitsstudie) 58 energie | wasser-praxis 05/2022 T E C H N I K

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