DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

„H2vorOrt“ [1] die vier in Abbildung 2 dargestellten Analysebereiche Einspeise-, Kapazitäts-, Kunden- und Netzanalyse erarbeitet und durchlaufen werden. Die Ergebnisse dieser Analysen fließen in die Umstellungskonzeption ein, in der ein detaillierter Transformationsplan des Verteilnetzes bzw. des Netzgebietes erstellt wird. Analysen und Umstellungskonzeption beeinflussen sich wechselseitig und erfolgen in einem iterativen Prozess. Die Einspeiseanalyse ermittelt Art und Lage der Einspeisung von EE-Gasen (Wasserstoff und Methan) und Netzkopplungspunkte (NKP) zu vorgelagerten Verteil- und Transportnetzen, über die Wasserstoff in das Betrachtungsgebiet eingespeist wird. In der Kapazitätsanalyse erfolgt eine Bewertung der voraussichtlich benötigten Kapazitäten und Mengen anWasserstoff und Erdgas bzw. Methan für das Netzgebiet und umzustellender Sektionen. Dazu werden sowohl Maximalwerte als auch vom Transformationsstand abhängige Werte prognostiziert, da die benötigte H₂-Kapazität mit der voranschreitenden Netzumstellung sukzessive zu- und die von Erdgas bzw. Methan abnimmt. Für jeden Netzkopplungspunkt findet eine Aggregation der Kapazitätswerte statt. Auf diese Weise kann die Information, welche Kapazität zu welchem Transformationsstand bzw. Zeitpunkt an welchem NKP benötigt wird, dem vorgelagerten Netzbetreiber gemeldet werden. Somit wird die Bottom-up-Bewertung für das betroffene Netzgebiet mit einer Top-down-Validierung des vorgelagerten Netzbetreibers iterativ zusammengeführt, bis für jeden Transformationsschritt eine Kapazitätsdeckung besteht. Bei der Kundenanalyse wird die Kundenart ermittelt (z. B. Haushalt, Gewerbe oder Industrie), häufig auch eingeteilt in Kunden mit Standardlastprofilen (SLP) oder mit registrierender Leistungsmessung (RLM). Weiterhin findet analog zur L-/H-Gas-Marktraumumstellung eine Erhebung der Endanwendungen statt – hier in Bezug auf deren H₂-Readiness, aus der sich der Anpassungs- bzw. Umstellungsbedarf und der damit einhergehende Zeitaufwand ergibt. Ein Abgleich von Gerät und dessen H₂-Tauglichkeit sollte dann idealerweise mit der entsprechend erweiterten Gasgeräte-Datenbank des DVGW möglich sein, die heute bei der Marktraumumstellung genutzt wird. Ist ein Gerät nicht gelistet, so ist eine VorOrt-Prüfung des Gerätes erforderlich. Mit den Analyseergebnissen kann für jeden Kunden eine Umstellungspriorität (und ggf. zur frühzeitigen CO₂-Minderung eine H₂-Versorgungspriorität) vergeben werden. Kunden der kritischen Infrastruktur, z. B. Krankenhäuser, erhalten eine hohe Priorität, sodass diese so kurz wie möglich von der Versorgung abgeschnitten sind. Im Rahmen der Kundenanalyse wird auch der künftige Leistungs- und Energiebedarf oder eine mögliche Stilllegung des Kundenanschlusses erfasst und an Kapazitäts- und Netzanalyse weitergeleitet. Die Netzanalyse untergliedert sich in zwei Hauptpunkte: Die H₂-Ist-Zustandsanalyse analysiert die gegenwärtige H₂-Tauglichkeit des Netzes, also all seiner Leitungen, Anlagen und sonstiger Komponenten, auf Basis des DVGW-Merkblattes G 221 [2] und identifiziert den Anpassungs- und Austauschbedarf zur Herstellung der vollständigen H₂-Tauglichkeit. Hierzu sollte analog zu den Gasgeräten auch die verifHyDatenbank des DVGW genutzt werden. In einer H₂-Zielnetzplanung bzw. strömungstechnischen Analyse von Gesamtnetz und schrittweise umzustellenden Netzsektionen werden die Auswirkungen der Umstellung auf Wasserstoff mithilfe von Netzberechnungen untersucht und im Bedarfsfall Maßnahmen zur Sicherstellung der Netzkapazität und Gewährleistung der GasUmstellungskonzeption →„Transformationsplan“ Einspeiseanalyse Kapazitätsanalyse Kundenanalyse Netzanalyse Abb. 2: Schema der Transformationsplanung zur Umstellung eines Netzgebietes auf Wasserstoff B Quelle: DBI 23 energie | wasser-praxis 04/2023

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