DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

versorgung mit Erdgas bzw. Methan undWasserstoff abgeleitet. Typische Maßnahmen sind die Erhöhung der Nennweite von Leitungsabschnitten, der Leitungsneubau bzw. die Netzvermaschung oder der Bau neuer Regelanlagen. In der Umstellungskonzeption wird der Transformationsplan teils indikativ, aber überwiegend iterativ auf Basis der Ergebnisse der vier Analysebereiche erstellt. Konzeptionelle Randbedingungen und erforderliche Änderungen werden von dort an die Analysebereiche zurückgespielt. Es erfolgt eine Einteilung des Gasnetzes in strategisch gewählte Umstellgebiete und darin enthaltene operative Umstellbezirke sowie die Erstellung einer ersten indikativen Umstellungsreihenfolge von Gebieten, Bezirken und darin befindlicher Kunden. Mit wachsendem Erkenntnisstand kann sich diese Reihenfolge im weiteren Planungsverlauf noch ändern. Umstellbezirke sollen dabei so viele Netzkunden bzw. Gasgeräte enthalten, dass sie in einer (Arbeits-) Woche umgestellt werden können. Kunden mit einer hohen Umstellpriorität werden zuerst umgestellt und können früher wieder an das Netz gehen, nämlich sobald der Wechsel von Erdgas auf Wasserstoff darin vollzogen ist. Weiterhin werden die notwendigen Maßnahmen am Netz benannt und deren Umsetzung eingeplant. Da etwaige Maßnahmen am Netz im öffentlichen Raum durchgeführt werden, ist mit einer inten2 3 5 6 4 c a b 1 7 d H₂-Backbone 1-7 Umstellgebiete inkl. 33 -bezirke (farbige Leitungen) a,b H₂-Leitung (neu) c Erdgasleitung (neu) d Mobile Ersatzgasversorgung siven Zusammenarbeit mit Behörden zu rechnen, deren Belange entsprechend zu berücksichtigen sind. Entsprechende Genehmigungen und Zeitfenster für Bautätigkeiten müssen in den zeitlich-räumlich aufgelösten Transformationsplan einfließen. Zielnetz und Sektionierung Das Bestandsnetz und angeschlossene Kunden wurden im Vorfeld intensiv analysiert und auf Basis der Ergebnisse ein Transformationsplan für das Netzgebiet ausgearbeitet. Dieser beinhaltet die Unterteilung des Verteilnetzes in insgesamt sieben Umstellgebiete und 33 Umstellbezirke (Abb. 3). Dabei wurde die Umstellreihenfolge der Gebiete (ausgehend von 1 bis 7) und der darin befindlichen Umstellbezirke (eingefärbte Leitungen) so gewählt, dass die Versorgung mit Erdgas und Wasserstoff zu jedem Zeitpunkt sichergestellt ist, CO₂-intensive Gasverbraucher so früh wie möglich mit grünem H₂ versorgt werden und die Bezirksumstellungen Woche für Woche sukzessive möglichst unterbrechungsfrei und maßnahmenarm durch das Netz „wandern“ können. Unterbrechungen können zum einen bereits fest eingeplant werden, wenn z. B. für bestimmte Zeiträume keine behördlichen Genehmigungen zur Sperrung von Wegen und Straßen erteilt werden. Andererseits müssen auch außerplanmäßige Verzögerungen einkalkuliert werden. Es kann also sinnvoll sein, im Laufe der Umstellung einige „Pufferwochen“ einzuplanen. Neben kleineren punktuellen Tätigkeiten am Netz (wie Nennweitenerhöhungen und Netzvermaschungen in einem Nieder- und Mitteldruckteilnetz) sind noch vier größere Maßnahmen für die Umstellung erforderlich. Dazu zählt der Neubau der H₂-Leitung (a), die das H₂-Backbone mit der 25-bar-Leitung in Gebiet 1 verbindet. Dieser Leitungsneubau ist erforderlich, da die parallel verlaufende 25-bar-Bestandsleitung in Gebiet 7 während der Umstellung die Erdgasversorgung des Netzgebietes sicherstellt. Eine weitere H₂- Leitung (b) wird benötigt, um über eine Regelanlage den 4-bar-Ring von einer zweiten Seite aus mit Wasserstoff zu versorgen und dadurch sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Kapazität des H₂-Netzes zu erhöhen. Die Neubauleitung (c) stellt bei der Umstellung von Gebiet 3 die Erdgasversorgung der südlichen Bezirke sicher, da Gebiet 3 von Norden her schrittweise auf Wasserstoff umgestellt und dadurch aus dieser Richtung die Versorgung mit Erdgas unterbrochen wird. Da auch Gebiet 6 nur über Abb. 3: Fiktives Ortsverteilnetz (H₂-Zielnetz) inkl. Umstellgebiete (1–7) und -bezirke (eingefärbte Leitungen) sowie Hauptmaßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung (a–d) Quelle: DBI 24 energie | wasser-praxis 04/2023 G R E E N H U B

RkJQdWJsaXNoZXIy ODQwNjM=